Heiner Müller-Elsner
Staatsoper
Die Staatsoper Hamburg ist die Mutter aller Kulturinstitutionen in Hamburg. Ich wollte für ein parallel laufendes Projekt unbedingt zeigen, wie es an so einem Ort aussieht, wenn »nichts« geht. Schon draußen an der Fassade steht geschrieben: »Wir proben für Sie«. Ok, business as usual… Innen dann aber doch etwas überschaubarer. Normalerweise wären um 14:00 Uhr die Umbauarbeiten von Manon (Vorstellung am Abend vorher) zu »Il Turco in Italia« in vollem Gange. Heute nicht. Mein Foto zeigt die gigantische Maschinerie – links und rechts von der Bühne Corona-Warntafeln und im Zuschauerraum ein vollkommen deplatzierter Besucher, ich.
»Ein Leben ohne Kultur ist möglich, aber sinnlos.«
Ich habe an dem Projekt teilgenommen, weil es eine erschreckende Abwechslung für mich war, mal selbst vor der Kamera zu stehen und weil es in der momentanen Situation wichtig ist, sich zu engagieren.
Vor der eigenen Kamera zu posieren, ist kein Spaß. Es ist nicht so wahnsinnig komisch, im leeren Holthusenbad – nur mit Badehose bekleidet – zu sitzen. Im Hansa-Theater, so ganz allein, ist es schon deprimierend, wenn man versucht, die »schwebende Jungfrau« zu geben. So sieht es halt aus, wenn man Amateuren die Bühne überlässt.
Ich wünsche mir, dass die Hamburger die Plakate wirklich sehen und sie ihre Sehnsucht nach den Orten wecken, die bis vor kurzem noch wie selbstverständlich zu ihrem Leben gehörten und dass die Verantwortlichen der Bundesländer Kultur als systemrelevant erkennen und entsprechend handeln. Ein Leben ohne Kultur ist möglich, aber sinnlos.
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Heiner Müller-Elsner