Heiner Müller-Elsner
Holthusenbad
Das Holthusenbad oder wie ich auch mal gehört habe: »Kelle mit Welle«. Viertel vor und viertel nach – jeweils fünf Minuten Hawaii für Hamburger. Immer, kannst die Uhr nach stellen. Oder morgens das Schulschwimmen. Müssen ja schwimmen lernen, die Kleinen. So wie ich als Fünftklässler, ging gut. Habe keine Angst vor dem Wasser und den Wellen. Hilft. Aber jetzt? Lernen schon länger nicht mehr alle Kinder in der Schule schwimmen. Und jetzt noch länger kein Schwimmunterricht. Keine Welle und keine Therme ist nicht so schlimm. Die Therme ist etwas runter geregelt, um nicht zu viel Energie zu verdampfen.
»Ich wünsche mir, dass die Verantwortlichen der Bundesländer Kultur als systemrelevant erkennen und entsprechend handeln.«
Ich habe an dem Projekt teilgenommen, weil es eine erschreckende Abwechslung für mich war, mal selbst vor der Kamera zu stehen und weil es in der momentanen Situation wichtig ist, sich zu engagieren.
Vor der eigenen Kamera zu posieren, ist kein Spaß. Es ist nicht so wahnsinnig komisch, im leeren Holthusenbad – nur mit Badehose bekleidet – zu sitzen. Im Hansa-Theater, so ganz allein, ist es schon deprimierend, wenn man versucht, die »schwebende Jungfrau« zu geben. So sieht es halt aus, wenn man Amateuren die Bühne überlässt.
Ich wünsche mir, dass die Hamburger die Plakate wirklich sehen und sie ihre Sehnsucht nach den Orten wecken, die bis vor kurzem noch wie selbstverständlich zu ihrem Leben gehörten und dass die Verantwortlichen der Bundesländer Kultur als systemrelevant erkennen und entsprechend handeln. Ein Leben ohne Kultur ist möglich, aber sinnlos.
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Heiner Müller-Elsner